Der Vorderwald als Teil eines Europas der Regionen
Wirtschaftsjurist und CAV-Mitglied Egmont Schwärzler, 2013 erstmals mit dem CAV in Alpbach, ist seit Mai letzten Jahres Bürgermeister der Gemeinde Krumbach. Grund genug für uns, um nachzufragen, wie es dazu kam und was für die kommenden Jahre geplant ist.
CAV: Herzliche Gratulation, Egmont! Wie kommt man als 28-Jähriger auf die Idee, sich dieser großen Aufgabe zu stellen?
Egmont Schwärzler: Herzlichen Dank! Seit ich mich erinnern kann, interessiere ich mich für Politik und politische Arbeit. Im Jahr 2015 habe ich mich bereit erklärt, als Gemeindevertreter in Krumbach politisch mitzuarbeiten. Da hat mich dann die Begeisterung für die (Kommunal-)Politik voll gepackt und das Weitere hat sich dann in Gesprächen ergeben, als mein Amtsvorgänger den Wunsch geäußert hat, seinen wohlverdienten Ruhestand antreten zu wollen. Die gesamte Amtsübergabe ist absolut ohne Zerwürfnisse oder Unmut über die Bühne gegangen und ich kann zwischenzeitlich sagen, dass ich eine perfekt aufgestellte Gemeinde ohne die berühmten ,Leichen im Keller‘ übernehmen durfte.
Die Auseinandersetzung mit komplizierten juristischen Themen und der Eindruck einer zunehmenden ‚Regelungswut‘ unter Bürgerinnen und Bürgern waren im Vorjahr der Aufhänger einer Diskussionsrunde zum Thema Haftung von Bürgermeistern, initiiert von Gemeindebundpräsident Alfred Riedl. Was macht für dich den Reiz dieser zunehmend komplexen Aufgabe aus?
Ihre Vielseitigkeit. Ich bin immer wieder aufs Neue überrascht, wie viele unterschiedliche und hochinteressante Aufgaben die Gemeinden im Stillen und oft unbemerkt wahrnehmen. Die schwierigeren Herausforderungen des Bürgermeisteramtes dürfen einen jedoch nicht von einer Amtsübernahme abhalten, denn ein Verstecken in der Komfortzone mag zwar bequem sein, bringt jedoch die Gesellschaft und einen jeden persönlich nicht weiter.
Gibt es inhaltlich Schwerpunktthemen, die du in den kommenden Jahren vorantreiben möchtest?
Im Vorderbregenzerwald gibt es eine sehr enge Kooperation der Gemeinden. So konnte am 3. September 2018 die Wirtschaftsregion Vorderwald GmbH gegründet werden, über die künftig eine gemeinsame Entwicklung von Betriebsgebieten erfolgen soll. Sowohl die Kosten als auch die späteren Einnahmen (Kommunalsteuer) werden unter den Vorderwäldern aufgeteilt und somit das Kirchturmdenken ein weiteres großes Stück abgebaut. Ich bin Geschäftsführer dieser GmbH und das erste Betriebsgebiet befindet sich in Krumbach. Somit ist dies sicherlich ein Thema, das einen großen Teil meiner Aufmerksamkeit benötigt.
Auch möchte ich, dass in Krumbach weiterhin ein so großes Augenmerk auf die Baukultur gelegt wird und dabei – gerade bei größeren Sanierungen – die Funktionalität sowie die Integration in den bestehenden Dorfkern wichtige Kriterien bleiben.
Im Buch If Mayors Ruled the World: Dysfunctional Nations, Rising Cities (2013) führt Benjamin R. Barber zahlreiche Gründe an, warum Bürgermeisterinnen und Bürgermeister geeigneter seien als beispielsweise die Bundespolitik, überregionale Herausforderungen zu lösen. Siehst du eine überregionale Komponente in deinem Schaffen? Gibt es Möglichkeiten, mit deinem Mandat auch über Krumbach hinaus etwas zu bewirken?
Es gibt eine einzigartige Kooperation der neun Vorderwälder Gemeinden auf den verschiedensten Ebenen. Neben der genannten gemeinsamen Entwicklung von Betriebsgebieten verfügen wir über den gemeinsamen Sozialsprengel Vorderwald, kooperieren eng als Energieregion Vorderwald (die meisten als e5-Gemeinden), bilden gemeinsam mit den deutschen Nachbargemeinden den Naturpark Nagelfluhkette, haben die Wasserversorgung großflächig zusammengeschlossen oder treten Kanalhoheiten an topographisch sinnvollen Stellen an andere Gemeinden ab.
Staatsgrenzenüberschreitend sehe ich die Vorderwälder, genauso wie die Allgäuer, schon lange nicht mehr in Nationalstaaten denken, sondern als Allgäuer/Wälder in einem Europa der Regionen. Wo es möglich und sinnvoll ist, versuchen wir hier schon lange überregionale und grenzüberschreitende Lösungen zu finden.
Was sind deine Erinnerungen an das EFA?
Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die vielen persönlichen Diskussionen, die abseits der offiziellen Veranstaltungen in Alpbach geführt werden können. Hierbei habe ich unheimlich viel, gerade auch für meine jetzige politische Tätigkeit, gelernt.
Wenn du dir etwas wünschen könntest, das deine Arbeit als Bürgermeister erleichtert, was wäre das?
Nachdem ich erst relativ kurz im Amt bin und mich nach wie vor jeden Tag aufs Neue auf die unterschiedlichen Aufgaben und Tätigkeiten als Bürgermeister freue, habe ich (noch) keine wirklichen Wünsche nach Veränderungen offen, die mir die tägliche Arbeit erleichtern sollen. Vielleicht weiß ich jedoch bis in einem Jahr etwas ;-).
Zu unserem Jahresbericht 2018 geht es hier.