Am 6. April veranstaltete der Club Alpbach Vorarlberg gemeinsam mit der Europainitiative „Wir sind Europa“ der WKV, der IV und des Landes Vorarlberg eine Diskussion mit dem Titel „Europa und Russland – Nachbar, Partner, Gegner?“. Im Anschluss besuchten wir gemeinsam das Europakonzert der :alpenarte im Angelika Kaufmann Saal in Schwarzenberg. Einen Monat war es her, dass der ehemalige Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julija bewusstlos auf einer Parkbank in der Kleinstadt Salisbury, süd-westlich von London, aufgefunden worden waren. Vergiftet. Bereits nach wenigen Tagen verkündete Theresa May, dass eigentlich nur Russland hinter der Tat stehen könne und bewirkte so, dass ein Großteil der EU-Staaten Sanktionen gegen Russland verhängte. Auch wenn bis zu ihrer Bekanntgabe keine richtige Untersuchung stattfinden konnte, spricht die exzentrische Tötungsmethode für den Kreml als Drahtzieher der Mordversuche, erklärte Prof. Gerhard Mangott in seinem Diskussionsbeitrag. Ich bin kein Pfarrer – ich muss ihnen keine Hoffnung machen. Die Lage ist schlecht. Auch Peter A. Fischer, ehemaliger Russlandkorrespondent und jetziger Wirtschaftsressort-Leiter der NZZ, bestätigte diese Einschätzung. Denn obwohl die Mehrheit der Russinnen und Russen im europäischen Teil Russlands leben, scheine es, als würde sich Russland Tag für Tag weiter von Europa entfernen. Die einstigen Tage der Annäherung seien vorbei. Putin schaffe wieder das Gefühl in der russischen Bevölkerung, dass Russland von Feinden umzingelt sei. Aus dieser Angst heraus sah sich Russland zur militärischen Eskalation in der Ukraine gezwungen, ergänzte Mangott. Diese Linie wird wohl auch von einem Großteil der russischen Bevölkerung unterstützt, da Gewalt immer noch Teil der Volksseele sei und auch das Verlangen nach einem starken Führer noch aus Sowjet-Zeiten weiterlebe. Hinzu kommt, dass die EU vom Kreml lediglich als Vasall der USA gesehen werde. Im Gespräch mit Russinnen und Russen zeichne sich jedoch ein anderes Bild. Isabella Pipal, eine junge Vorarlberger Juristin in Moskau, erzählt, dass sie dort oft ganz erstaunt gefragt werde, warum sie von Österreich nach Russland gezogen sei, wo doch in Österreich alles besser sei. In einer Hinsicht sind sich jedoch alle Podiumsgäste einig: Wohin die Spirale der ständigen Zuspitzung führen wird und ob es einen friedlichen Ausweg gibt, ist zu diesem Zeitpunkt vollkommen unvorhersehbar. Die Diskutantin und die Diskutanten waren: Prof. Gerhard Mangott Isabella Pipal Peter A. Fischer Die nächste Diskussion findet am 26.10.2018 um 16.30 Uhr statt:
Er ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck mit den Schwerpunkten Internationale Beziehungen und Sicherheit im postsowjetischen Raum. Als gefragter Fachmann und langjähriger Russland-Experte wird er oft in TV und Print interviewt.
Die Vorarlbergerin Isabella Pipal studierte an der Universität Innsbruck Rechtswissenschaften und Slawistik mit Schwerpunkt Russisch. Zusammen mit einer Geschäftspartnerin gründete sie vor einigen Jahren eine österreichisch-russische Rechts- und Unternehmensberatung in Moskau.
Der Schweizer trat 1999 der Wirtschaftsredaktion der Neuen Zürcher Zeitung mit den Themenschwerpunkten Arbeitsmarkt, ökonomische Grundsatzfragen und Integrationspolitik bei. Von 2001 bis 2007 war er Wirtschaftskorrespondent für Russland, Zentralasien und den Kaukasus, anschließend für China. Seit November 2010 ist er Leiter der Wirtschaftsredaktion in Zürich.