Warum es Frauenmuseen nicht geben sollte – es sie aber braucht

Kamingespräch mit Stefania Pitscheider Soraperra

Die Kamingesprächsreihe ging weiter mit Stefania Pitscheider Soraperra, die das Interesse aller Stipendiat*innen geweckt hat. Sie ist seit 2009 die Direktorin des Frauenmuseums Hittisau. Im Jahre 2000 wurde das Frauenmuseum gegründet und es ist das einzige Museum dieser Art in ganz Österreich sowie das einzige im ländlichen Raum weltweit. Das Frauenmuseum feiert heuer sein 20-jähriges Bestehen unter dem Leitsatz „Da schauen Sie“. Es gibt knapp 50 Frauenmuseen auf der ganzen Welt, die untereinander gut vernetzt sind. Die aktuelle Jubiläumsausstellung beschäftigt sich mit „Geburtskultur“ und wird noch bis zum 18. April 2021 zu sehen sein. Das Besondere dieser Ausstellung ist die Universalität des Themas trotz der unterschiedlichen und verschiedenen kulturellen Zugänge. Pitscheider Soraperra betont, dass Museen keine Elfenbeintürme sein dürfen, sondern eine Wirkung nach außen und innen entfalten sollen. Was auch am Frauenmuseum gut funktioniert, da Frauen der Region mit unterschiedlichen Hintergründen in die Museumsarbeit miteingebunden werden, sei es eine Bäuerin oder eine Architektin, die zwischen 16 und 76 Jahre alt sind. Ein interessanter Aspekt des Gespräches war, dass 35% der Besucher*innen männlich sind. In diesem Zusammenhang äußert die Museumsdirektorin den Wunsch, dass es in Zukunft keine Frauenmuseen mehr benötigt, sondern jedes Museum Frauenthemen in die Ausstellung integriert. Sie schließt mit einem inspirierenden Zitat das Kamingespräch ab: „Jede Frau ändert sich, wenn sie erkennt, dass sie eine Geschichte hat.“ Jungen Frauen soll das Bewusstsein geschaffen werden, was Generationen von Frauen schon erreicht haben, aber auch was es auf dem Weg zur Geschlechtergerechtigkeit noch zu tun gibt.

Vera Flatz und Zhongwei Sun

Stipendiatinnen 2020

CAV-Stipendiatinnen im Gespräch mit Stefania Pitscheider Soraperra