Zwischen pragmatischem Feminismus und Eigenverantwortung

Kamingespräch mit Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß

Als abschließenden Gast der Kamingesprächsreihe unseres Klubs durften wir dieses Jahr erstmalig Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß, Bundesministerin für Jugend, Familie und Frauen (ÖVP), im Haus Wöll willkommen heißen. Während unseres einstündigen Treffens hatten wir die Möglichkeit, einerseits mehr über den Werdegang sowie die Motivation der Politikerin zu erfahren, andererseits jedoch auch heiklere Themen wie zum Beispiel Gratis-Verhütungsmittel zu besprechen.

Als ehemals federführende Molekularbiologin und Biochemikerin war Bogner-Strauß stets auf der Suche nach neuen Herausforderungen und so freute sich die ehemalige Universitätsprofessorin über ihre Kandidatur für die Nationalratsliste 2017. Ihre akademische Laufbahn würde sie jedoch keines Falles missen wollen, denn diese erweise sich in ihrer neuen Tätigkeit nach wie vor als äußerst hilfreich, insbesondere um faktenbasierte Politik zu betreiben.

Eine zentrale Frage unserer Stipendiatinnen und Stipendiaten im Diskurs mit Bogner-Strauß betraf deren Einstellung zu kostenlosen Verhütungsmitteln in Österreich, eine Thematik, die während der letzten Wochen für viel Aufsehen in den Medien gesorgt hatte. Dazu äußerte sich die Familienministerin jedoch eher zurückhaltend, denn Gratis-Verhütungsmittel seien nicht im Regierungsprogramm vorgesehen und Verhütung in Österreich sei ohnedies schon günstig zu bekommen.

Des Weiteren waren unsere StipendiatInnen daran interessiert, mehr über die Zusammenarbeit der Koalitionspartner ÖVP und FPÖ zu erfahren, zwischen welchen laut Bogner-Strauß die Stimmung durchaus als harmonisch bezeichnet werden könne. Eigenen Angaben zufolge zögerte die Ministerin bei der Frage, ob sie Ministerin in der neu gegründeten Koalition mit der FPÖ werden wolle, keine 10 Sekunden, und betonte während unseres Gesprächs auch, dass die jetzige Regierung lösungsorientiert handle und nicht wie die „große Koalition“ stur auf veralteten Positionen beharre. Dass dies mit Kompromissen einhergeht, steht für Bogner-Strauß außer Frage. Den Bedenken eines Stipendiaten, dass diese Kompromissbereitschaft eventuell Wahlversprechen oder gar grundsätzliche Wertesysteme verletzen könnte, entgegnete die Bundesministerin, dass die Regierung ähnlich wie in einem familiären Umfeld versuche, es allen recht zu machen.

Juliane Bogner-Strauß schloss das Gespräch damit ab, uns ihre Sichtweise des pragmatischen Feminismus zu erläutern. Dabei betonte die Frauenministerin, dass Feminismus im engen Zusammenhang mit Eigenverantwortung stehe. Zur Emanzipation reiche es nicht, sich ausschließlich auf strukturelle Veränderung zu verlassen, stattdessen sei es notwendig, aktiv zu beweisen, dass alle Geschlechter gleichgestellt sind.

 

Bettina Röthlin und Maurice Lenz

StipendiatInnen 2018

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